Der Scheiss mit der Scham
Schäm dich! Schäm dich doch! Und ich schämte mich. Für vieles. Für sehr vieles, das gar nicht in meiner Macht lag. Für vieles, wofür ich mich gar nicht hätte schämen müssen. Für einiges, von dem ich dachte, ich müsste mich schämen. Hatte ich doch gelernt, mich zu schämen. Schamgefühl haben. Sollten wir. (Diese) Scham hat mich blockiert. Lange.
Warum überhaupt? Ich frage mich: wem dient es, Menschen zu verklickern, dass sie sich für irgendetwas schämen müssten? Frage du dich: wem dient es, wenn du dich für egal was schämst?
Scham hält klein. Macht klein. Macht machtlos. Scham ist ein profunder, unsichtbarer Käfig. Vor allem, doch nicht nur, für Frauen.
Begriffe wie Schamhaare, Schamlippen, Schamhügel, Schambein – warum? Was für ein Scheiss! Ich bin sehr dafür, all diese Körperteile neu zu benennen: Venushaare, Phallushaare bei Männern, Pubishaare allgemein (im Englischen geht’s ja auch!), Lustlippen, Venushügel, Venus/Phallusbein oder Pubisknochen.
So viel Scham ist versteckt verbunden mit der Weiblichkeit. Kein Wunder, dass so viele Frauen richtig grosse Mühe haben, sich an ihrer Weiblichkeit zu erfreuen. Hatte ich auch lange. Eine schamhafte Frau galt zu lange als Ideal. Chuck this bullshit in the fuck-it bucket and move on. Echt jetzt!
„Walk of shame“ ist auch so ein Beispiel. Nicht nur im englischsprachigen Raum verwendet, wenn jemand nach einer (hoffentlich) heissen Nacht den Ort der Begebenheiten in der Kleidung vom Vorabend verlässt, oft im hellsten Tageslicht, während andere bereits auf dem Weg zur Arbeit sind. Die heisse Nacht kann auch bedeuten, dass derjenige welche die ganze Nacht getanzt und/oder gefeiert hat und nun in der Kleidung der Nacht im Café sein Frühstück geniesst. Im Prinzip also etwas getan hat, was einige Menschen selbst gerne auch tun würden, sich aber davon abhalten lassen. Oder es nie tun würden, weil es ihnen nicht entspricht, doch sie verurteilen es als „falsch“, als „das tut man nicht“, „so geht’s aber nicht“ usw. usf. ...
Mit dieser Phrase wird also Verhalten, das als „fehlerhaft“ empfunden wird benannt. Was Fehler sind, wurde über Generationen von "Menschen" in Menschengehirne hineingehämmert. Wer „Fehler“ macht, muss sich schämen. Wer nicht entspricht, hat sich zu schämen. Wer sich nicht kleidet, wie er sollte, nicht lebt, wie es erwartet wird, nicht verhält, nicht ist, wie die Systemnorm ihn haben will, der muss sich doch schämen.
Scham ist ein richtig schweres Gefühl. Ähnlich der Schuld schwingt sie tief. Beschwert das Leben. Sie wird so oft als soziale Anständigkeit propagiert und das nicht erst seit gestern. Scham deckelt. Hält gefangen. Lässt dich festkleben am Boden der „Tat“Sachen. Die andere festgelegt haben.
Schwere, dichte, schwarze Wolken der Scham in mir wollten in den letzten beiden Jahren gesehen, angenommen, wahrgenommen werden. Immer und immer wieder. Scham sitzt tief - unter vielen Lagen anderer Emotionen und Gefühle. Die ich erst aus dem Weg räumen musste, mich ent-wickeln musste, mich auswickeln, ganz, ganz viele Lagen entfernen - um zu merken, wie sehr die erlernte Scham mich ausbremst. Für Scham brauchst echt einen Lawinenpieps. Und dann auch wieder nicht. Sie zeigt sich oft ganz unverhohlen.
Ganz wichtig für jene, die Scham(haftigkeit) prinzipiell auf den s3xuellen Bereich begrenzen: schamfrei leben hat nichts mit Promiskuität zu tun. Scham ist nicht begrenzt auf den s3xuellen Bereich, selbst wenn dort sehr viele Zusammenhänge ihren Ursprung haben.
Schamfrei leben hat ganz, ganz viel, tatsächlich alles (!!!) zu tun mit wahrer, echter Freiheit zu SEIN. Mit über mich lachen können, nachdem ich mich durch die Schichten von Scham gewühlt habe.
Wir Menschen sind schamfrei geboren und werden zur Scham erzogen – an uns wird also gezogen, damit wir lernen, uns zu schämen. So bleiben wir schön klein und machtlos. Nun, wenn andere an mir gezogen haben, um mich dazu zu bringen, mich zu schämen, dann kann ich genauso an der Scham ziehen, um sie aus mir heraus zu transformieren. Das ist dann wieder so ein loser Faden. Und ich kann meine Klienten dabei unterstützen, auch ihr Leben schamfrei zu gestalten.
Gewohnte Begrifflichkeiten umzubenennen ist für mich ein Schritt. Die Schichten zu erkennen, sie nach und nach zu transformieren, sind weitere.
Um die Scham in Lust zu verwandeln. In pure Lebenslust. In Freiheit. FreiSEIN. Denn dazu sind wir geboren. Dazu sind wir hier. Um frei zu leben. Das ist unser einzig wahrer Lebenssinn.
Ach ja, den „walk of shame“ habe ich für mich auch umbenannt in: walk of fame. Denn ganz ehrlich? So fühle ich mich nicht nur bei solchen Anlässen nun: famos. So richtig famos.
#sagenwasichdenkeundfühle #thinkingoutloud #journeytoself #owningmystory #truefreedom #shamefreelife #schamfreileben #HERstory #BeJAhung #nomoreguiltandshame #owningmyspaceandlife #health #selflove #fuckshame #selfresponsibility #mentorin #selfempowerment #selbstwirksamkeit #entwirrung #shadowworker #selbstermächtigung #mentor #meinenplatzeinnehmen #lebensgestalterin #allesmitnehmen #transformation #schoepferin #gestalterin
Photo: meine Lieblings-WalkofFame Schuhe 😘
