Lass uns über Liebe sprechen
Ich widme mein Leben der Liebe. So klar kam dieser Satz heute Morgen in mein Herz hinein. Oder auch aus meinem Herzen heraus. Das wie ist unwichtig. Er ist da. Dieser Satz. Zuerst kam aus einem anderen teil meines Ichs: das ist aber ganz schön gross, bisschen viel, nicht? Und genau das machte mir vieles bewusst. Das ist es, was wir glauben sollen: dass wir zu "klein" sind für die Liebe. Nein. So nicht. Nicht (mehr) mit mir. ☺️
Und so muss ich für mich Liebe erstmal definieren. Ich kann nämlich mit diesen Aussagen wie „Liebe ist undefinierbar“, „Liebe ist unbeschreibbar“ so gar nichts anfangen. Warum haben wir Menschen nicht eine für alle sich stimmig anfühlende Definition von Liebe? Meiner Meinung nach verhindert genau das, dieses Undefinierbare nämlich, dass wir über Liebe sprechen, es wagen, Liebe in alltäglichen Gesprächen zu erwähnen… zu gross erscheint uns unser Unwissen darüber, die Scham darüber, nicht oder zu wenig darüber zu wissen - und so sprechen wir nicht über Liebe. Denn: wir sind ja keine „Experten“, und Liebe, also so echte, wahre Liebe, ist ja schon was sehr Besonderes, die wird nicht jedem zuteil. Oft wird Liebe komplett in den romantischen Beziehungssektor geschoben – womit viele, die sich in keiner solchen Beziehung befinden, sich kaum darüber zu sprechen trauen. Oder so „verspiritualisiert“, dass sie wieder nur bestimmten Menschengruppen zugänglich zu sein scheint. Viele von uns leben in dem Glauben, dass es nur Künstlern wie zB Autoren, Musikern und Filmemachern erlaubt ist, über die Liebe zu sprechen und zu schreiben, von ihr zu singen. Die sind ja eher so am Rande der Gesellschaft, nicht? Die dürfen ja. 🙄
Wann wurde Liebe die Lebensselbstverständlichkeit im MenschSein abgesprochen? (Das Warum ist mir klar.)
Auch wenn Coaches, Mentoren, Menschenbegleiter, über Liebe sprechen, dann kommt häufig: wie abgehoben, wie absolut unrealistisch… ist das so? Ist Liebe wirklich unrealistisch? Meiner Meinung nach gibt es nichts Wirklicheres als Liebe. Liebe IST die Wirklichkeit. Unser aller WIRKlichkeit. Wirken. Wie wir wirken. Was wir be-wirken. Echter geht nicht.
Erleben wir zum Beispiel im Alltag Frischverliebte, folgt auch oft ein Urteil im Sinne von: „… das gibt sich auch wieder, sobald der Alltag einkehrt bei denen.“ Häufig auch dieses „leicht“ Überhebliche: „Ich gönn euch das, so lange es noch anhält.“ Während wir gleichzeitig diese unglaublich grosse Sehnsucht nach lieben und geliebt zu werden, in unseren Herzen tragen, sind wir nicht in der Lage, Liebe für uns zu definieren – und hier beisst sich meiner Meinung nach die Katze in den Schwanz. Dazu kommen noch der Glaube bzw. eine tiefgehende gesellschaftliche Prägung, Liebe sei etwas, was Mensch sich verdienen müsste. Das geht soweit, dass selbst Selbstliebe etwas ist, was wir uns verdienen müssen auf einem Pfad der Selbstoptimierung. Liebe verkonsumerisiert. Ein Bombengeschäft für sehr, sehr viele Geschäftszweige.
Lasst uns, nicht nur jetzt, sondern täglich, stündlich, überall und jederzeit über die Liebe sprechen. Mit jedem.
Wir alle sehnen uns nach Liebe – und doch wurden und werden wir dahingehend geprägt, dass wahre Liebe unerreichbar ist. Wir sind teilweise nahezu besessen auf der Suche nach Liebe… die wir doch nicht klar definiert haben, wie also kann ich wissen, dass das, was ich gefunden haben, Liebe IST? Was wir über Liebe lernen, wie wir Liebe erfahren - hat nichts mit Liebe zu tun, sondern mit ihrer Abwesenheit! In Literatur, Musik und Film wird uns seit Jahrzehnten, Jahrhunderten vermittelt, dass Liebe Schmerz, Betrug, Verletzungen, Enttäuschung, Grausamkeit und einiges anderes mehr ist – selbst Misshandlungen werden uns als Ausdruck von Liebe verkauft.
Diese Erkenntnis führte vor Jahren und seither immer wieder bei mir erstmal zu kognitiver Dissonanz. Denn vieles, was ich in meinem Leben erfuhr, geschah unter dem Deckmantel von Liebe… hatte damit jedoch so gar nichts zu tun. In angenehmeren Phasen handelte es sich dabei um Fürsorge, um Zuneigung, welche für mich ein Teilaspekt, eine Ausdrucksform von Liebe sind – und in den weniger angenehmen Phasen war es klarer Missbrauch, Misshandlungen. Wie wir als Kinder „Liebe“ erfuhren, prägt uns. Hat auch alle Generationen vor uns geprägt. Und diese Prägungen sind meist nicht liebe-voll, eher liebes-leer. Sie gilt es zu verwandeln – und das ist, kann, schmerzhaft sein. Wie lieblos unsere Gesellschaft geworden ist, haben viele von uns gerade in den letzten beiden Jahren ganz deutlich erlebt.
Deswegen: lasst uns lieben. Über Liebe sprechen. Schreiben. Singen. Lachen. In und mit Liebe, DER Selbstverständlichkeit des Lebens.
Liebe – für mich – ist: willig zu sein, mich über mein Selbst auszudehnen, mich und andere zu nähren mit meinem Sein. Etwas, wofür ich mich jedes Mal wieder aufs Neue entscheiden muss, denn Liebe ist mir vielleicht nicht aberzogen, ganz sicher jedoch nicht beigebracht worden - sondern zu einer grosse Unbekannten stilisiert worden. Ich will das für mich ändern und das tue ich.
Ich entscheide mich für ein Leben in Liebe. Ich widme mein Leben der Liebe. In jeder Sekunde neu.
In Liebe ❤️, Barbara
DIE Possibilistin
P.S:: Liebe ist auch kein "Geschenk". 😉
